Sagen wir umgangssprachlich von jemandem, er oder sie habe etwas gelernt, so ist damit in der Regel gemeint, dass diese Person sich einen pädagogisch, sozial und gesellschaftlich erwünschten Lerninhalt nachweisbar und nachhaltig angeeignet hat. Schnell wird Lernen mit Schule in Verbindung gebracht. Zugleich ist es eine Alltagserfahrung, dass nicht alles, was wir lernen, explizit und nachweisbar ist. Weder ist was wir lernen immer pädagogisch und gesellschaftlich erwünscht, noch ist es notwendig nachhaltig. Um diesen Gemeinplatz mit auszudrücken, bedarf es jedoch in der Regel eines ironischen, also den Anspruch auf die kommunikative Wahrheit in Frage stellenden Untertons. Der latente Hohn könnte auf die selbstverständliche Assoziation von Lernen mit Schule und, da, mit erwünschten und abprüfbaren Lernerfolgen zurückzuführen sein. Im Folgenden wird argumentiert, dass alltägliches und schulisches Lernen in den gängigen Vorstellungen und diskursiv stärker voneinander getrennt werden als das in praxi tatsächlich möglich ist. Mit der stark normativen Vorstellung von Lernen als sozial und pädagogisch erwünscht und nachweisbar bleiben (selbst in formellen Lernkontexten) einige wichtige seiner Aspekte unbeleuchtet. Wenn man so will, geht mit der einseitig positiven Auslegung des Lernens ein ,Traum der Vernunft‘ (Grass 1985) einher, der stark überspitzt gesagt und in Anlehnung an das ,34.Capricho‘ von Francisco di Goya, ,Ungeheuer gebiert‘.