In Hinblick auf das Thema dieses Beitrags mag man zuerst an die Programmatik einer Kompetenzentwicklung denken, die in Deutschland etwa seit der Jahrtausendwende bildungspolitisch breitflächig lanciert wird und die im Wesentlichen als ein Können lernen ausgelegt wird. In diesem Beitrag wird das Thema Können lernen aber als ein anthropologisches behandelt und an die pädagogische Beziehung zurückgebunden. Pädagogik ist die Praxis, Theorie und Wissenschaft von Bildung. Lernen und Erziehung. Nach Wolfgang Brezinka (1984: 723 f.) gehe es in der pädagogischen Praxis, Theorie und Wissenschaft um zwischenmenschliche Beziehungen, die darauf angelegt seien, dass eine Gruppe mit Unterstützung der anderen zu möglichst selbstständiger Lebensführung befähigt werde. Alle Pädagogik ist also ein personales Geschehen; es geht hier um ein Können, das in einer sozialen Situation seinen Ort hat, und das sich auffächern lässt in ein Nachvollziehen können, Verstehen und Beurteilen können, ein Durchführen können etc. Einem bereits als vollendet erachteten Können auf der Seite der Pädagog*innen steht das Erlernen von Können auf der Seite derjenigen gegenüber, die erzogen und unterrichtet werden. Allerdings ist das im Sinne eines deutlichen Vorsprungs gedachte Können auf der Seite der Pädagogin, des Pädagogen prekär. Genau besehen hat es sogar nur hypothetischen Charakter. Pädagogisch intendiertes Handeln und Urteilen ist nämlich darauf angewiesen, dass sich die Lernenden mit dem von einer Pädagogin oder einem Pädagogen vorgeführten oder verlangten Können aktiv auseinandersetzen, dass sie sich davon überzeugen lassen und mimetisch reagieren. Alles Können ist also in eine auf pädagogische Intentionen gestützte Abstimmungs- und Überzeugungstätigkeit eingebunden, die den Kern von Pädagogik ausmacht. Für ihren Erfolg gibt es keine Gewähr (siehe auch Beitrag von Anja Kraus zum Thema Lernen in diesem Buch). In einer pädagogischen Situation werden Könnenserwartungen und -bestätigungen hauptsächlich performativ vermittelt. Das heißt, sie sind an das kundige Agieren von Körpern gebunden. Die jeweils erwünschten Könnens- und Wissensarten werden durch pädagogische Intentionen modelliert